Forenthema: Senior-Fasters Tagebuch

Wie im vergangenen Jahr ist der Entschluss zum erneuten Fasten so ganz spontan gekommen. Wenn ich allerdings darüber nachdenke, dann hat er doch einen gewissen Vorlauf gehabt. Meine Frau wird in diesem Monat eine größere OP zu bestehen haben, und ich liege dann immer mental mit auf dem Tisch. Im Fasten habe ich im vergangenen Jahr und auch Anfang diesen Jahres eine gewisse Stressresistenz entwickelt, und darauf hoffe ich auch jetzt wieder. Darüber hinaus sind es auch eine Reihe anderer Dinge, die es sinnvoll erscheinen lassen, sich auf Wesentliches zu besinnen.

Also begann der heutige Morgen als 1. Entlastungstag mit einem Gläschen Apfelessig und zum Frühstück 0,1 % Jogourt mit geschroteten Leinsamen. Wie zufällig sagte mir meine liebe Frau, dass wir auch noch Sauerkrautsaft haben, den sie zur Zeit nicht brauche. Jetzt krame ich meine "alten" Tees heraus, und für den weiteren Tag wird noch ein halber Eisbergsalat folgen. Ein kleiner Rettichrest und zwei bis drei Möhren warten auch noch auf mich, und dann wird der Kühlschrank auf meine Gesellschaft verzichten müssen.

Statt dessen freue ich mich auf die neue Gesellschaft hier im Forum. In "schwachen" Stunden werde ich mir bei euch Zuspruch und Stärke holen.


P.S.
Natürlich kann man sich auch meinem Fastentagebuch anschließen - herzlich willkommen!
In der Ruhe liegt die Kraft:

Ich drücke dir und deiner Frau ganz kräftig die Daumen und wünsche euch viel Efolg für die bevorstehenden Aufgaben.

LG

Zitat:

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moonlight schrieb:

Ich drücke dir und deiner Frau ganz kräftig die Daumen und wünsche euch viel Efolg für die bevorstehenden Aufgaben.

LG

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Danke, das ist lieb von dir.
VG

1. Tag

Die Bäckerin lächelt heute morgen, als ich lediglich 2 Brötchen mitnehme. Sie ahnt bereits, dass ich nun wieder faste, denn meine beiden Körnerbrötchen bleiben ab heute liegen.

Am Frühstückstisch bleibt es allerdings bei der Tasse Kaffee. Das ist nicht die reine Fastenlehre - ich weiß - , aber dazu stehe ich.

Wie in den letzten Tagen beteilige ich mich in verschiedenen Foren und Blogs an der Diskussion um den G8-Gipfel - so auch heute. Wenn ich schon nicht mit auf die Demo kann, dann will ich wenigstens in der öffentlichen Diskussion für eine bessere Welt eintreten.

Und beim Fasten ist es schließlich nicht verkehrt, wenn man auch einmal daran denkt, dass dieses eine privilegierte Situation ist, denn Millionen von Menschen haben nicht einmal Zugang zu sauberem Trinkwasser. Unser Einkaufs- und Essverhalten ist nicht nur für unsere eigene Gesundheit von Bedeutung. Wir beeinflussen damit auch die Lebensverhältnisse in anderen Teilen dieser Welt.

Allen eine gute Woche!

2. Tag

Gestern Abend bin ich mit leichten Kopfschmerzen zu Bett gegangen. Das kommt sicher bei vielen gerade zu Beginn des Fastens vor, bei mir allerdings ist es eher unüblich. Es liegt aber vielleicht auch an der geistigen Kost, die ich gestern begonnen habe. Vor dem Hintergrund der G8-Geschehnisse begann ich Peter Sloterdijks ZORN UND ZEIT zu lesen. Sicher keine ausgesprochene Fasten-Lektüre, aber dann doch wieder gerade in diesen Tagen besonders zugänglich.

Heute ist ein neuer Tag, und durch das gekippte Fenster haben mich die Amseln im Garten mit ihrem lauten Morgenlied geweckt. Im Hintergrund stimmen dann alle anderen gefiederten Garten-, Baum- und Buschbewohner mit ihrem Reviergezwitscher ein. Auch dort ein neuer Tag - und wir sind dabei.

Ach ja, da ist noch die Waage - dieses zentrale Fasten-Instrument, das Lob und Tadel spendet und den Zorn der sich wehrenden Fastenpfunde zu ertragen hat. Ich werde sie ignorieren und in der Ecke unbeachtet lassen. Da richte ich mich lieber stressfrei nach dem gefühlten Gewicht, was ganz in Ordnung ist.

Gleich werde ich ins Dorf zum Bäcker trotteln und meiner lieben Frau ihre beiden frischen Brötchen holen, wovon sie eines zum Frühstück mit selbstgemachter Marmelade zur einen Hälfte und einer Scheibe Appenzeller zur anderen genießt. Ich freue mich auf den frischen Kaffee und schaue gerne zu.

Allen hier im Forum wünsche ich einen guten Tag. Findet euren Weg!

3. Tag

Gestern hatte mein Tag gut begonnen, und ich habe meinen alten VW-Bus komplett poliert, einem Freund beim Aufstellen einer Pergola geholfen und dann ziemliche Rückenschmerzen bekommen. Das soll nicht als Entschuldigung dafür herhalten, dass ich abends in einem Anfall von Heißhunger ein Schälchen Milram-Frühlinsquark regelrecht verschlungen habe.


Wenn ich nach der Ursache forsche, dann wird mir schnell klar, dass wahrscheinlich mein Glukosespiegel in den Keller gerutscht war, was ja bekanntlich solche Symptome hervorruft. Im vergangenen Jahr hatte ich täglich den Blutzuckerspiegel geprüft und ihn mit Fruchtsäften und Gemüsesaft reguliert. Das werde ich jetzt wieder so machen.


Aller Anfang ist schwer. Heute ist ein neuer Tag, für den ich euch alles Gute wünsche!

[ Beitrag wurde zuletzt editiert von Senior-Faster am 13.06.2007 um 08:35 Uhr ]

4. Tag

Heute bin ich von einem fernen "Donnergrollen" aufgeweckt worden. Das war allerdings keine meteorologische Erscheinung sondern kam aus meiner Darmregion. Eine neue "Entleerung" schien sich anzukündigen, es waren dann doch zunächst einmal heftige Flatulenzen. Die Säfte von gestern, insbesondere wohl der Sauerkrautsaft, dem ich großzügig zugesprochen habe, sind wohl die Ursache.

Insgesamt ist der vergangene Tag ohne besondere Anfechtungen verlaufen, was ich auch auf die mittlerweile wohl gute Darmentleerung zurückführen kann. Genauso positiv hat sich meine Grundstimmung enwickelt, was auch meinen "hauswirtschaftlichen Tätigkeiten" zugute kommt. Aufmerksam verfolge ich daneben die Abläufe in Heiligendamm und seit gestern Abend auch in Köln.

Natürlich lese ich auch hier im Forum, was mich ganz besonders motiviert. Verbunden mit meinem herzlichen Dank hierfür wünsche ich allen im Forum einen in jeder Hinsicht sonnigen Tag!

5. Tag

Jetzt hat sich schon fast so etwas wie eine Fastenroutine eingestellt. Dennoch ist es dieses Mal anders. Vielleicht liegt es daran, dass ich gestern wieder sehr intensiv die Berichterstattung über den G 8-Gipfel verfolgt habe. Anlässlich eines Berichtes vom ARD-Afrika-Korrespondenten ist mir noch einmal sehr deutlich geworden, dass unser Fasten vor dem Hintergrund der realen Situation in den Entwicklungsländern nicht ohne eindringliche Fragen an unser Selbstverständnis bleiben kann. "Was kann ich tun?", ist da sicher eine der esten Fragen.

Abgesehen davon geht es mir recht gut, und ich hoffe, dass auch ihr hier im Forum einem guten Tag entgegensehen könnt, der nicht nur Fragen sondern auch Antworten bringt.

6. Tag

Es stellt sich jetzt ganz deutlich der andere Fastenrhythmus ein. Durch die Alltagsaktivitäten hindurch entwickelt sich ein neues Gefühl, das ich mal Fastengelassenheit nennen möchte. Es ist eine deutliche Entschleunigung. Offensichtlich bewirkt das die Entlastung der Verdauungsorgane, die ihrerseits nicht mehr auf vollen Touren laufen müssen.

Es ist auch das Gefühl, sich etwas Gutes zu tun, das diese Erleichterung hervorruft. Man tritt heraus aus dem Alltäglichen unserer "beschleunigten Gesellschaft", ohne sie wirklich zu verlassen. Die gedanklichen Aktivitäten erfahren eine andere Ausrichtung.

Obwohl ich das im vergangenen Jahr schon einmal sehr intensiv erlebt habe, ist es doch wieder neu. Ich denke mal, dass auch der Fastenanlass dafür bestimmend ist, welche Perspektiven sich eröffnen.

In diesem Sinne wünsche der Fastengemeinde hier im Forum die Entdeckung der Langsamkeit und viel Freude an neuen Einsichten.

[ Beitrag wurde zuletzt editiert von Senior-Faster am 13.06.2007 um 08:39 Uhr ]

7. Tag

Mein 7. Tag geht langsam zu Ende. Ich mache meine Eintragung, weil ich morgen sehr zeitig zum Edersee aufbrechen werde, um dort mit dem Mountain-Bike eine kleine Radtour zu unternehmen. Mein ältester Sohn ist dort auf seinem Segelschiff über das Wochenende, vielleicht ergibt sich ein Treffen?

Mein jüngster Sohn ist mit seiner Mutter, meiner lieben Frau, seit heute morgen zum Hessentag unterwegs. Dort wird sie mit ihrem Verein antreten zur Hessischen Mannschaftsmeisterschaft in der Kurzschrift (Stenografie); sie schreibt übrigens in der Meisterklasse. Das hat Tradition, dass er seine Mama zu dieser Veranstaltung begleitet.

Zurückgeblieben bin ich! Das verzagt mich nicht - wie man sieht - , ich werde mich meinem Hobby ergeben und Rad fahren (spontaner Gedanke, eben gefasst und VW-Bus beladen). Dabei werde ich wahrscheinlich auch wieder in Erinnerungen schwelgen, denn dort am Edersee habe ich mit meiner Familie auf dem Wasser die freie Zeit mit unseren Kindern verbracht. Aber das wäre eine eigene Geschichte, die hier vielleicht doch kaum jemanden interessieren wird.

Meine Fastenzeit schreitet fort, und ich fühle mich wohl. Das ist die Botschaft, die ich im Forum übermitteln möchte. Natürlich verbinde ich das mit meinen besten Wünschen für eine gute neue Woche. Für diejenigen, die arbeiten gehen dürfen, vielleicht noch ein kleiner Gedanke:

Auch die Arbeitszeit ist Lebenszeit - nutze sie sinnerfüllt!

Viele Grüße
SF