Pedanios Dioskurides ... ein Urgestein der Arzneimittel-Lehre
Pedanios Dioskurides schrieb im 1. Jahrhundert nach Chr. das wichtigste und wohl einflussreichste antike Werk der europäischen Arzneimittel-Lehre: die aus fünf Büchern bestehende "Materia Medica".
Bis ins 16. Jahrhundert hinein bildete die Materia Medica die Grundlage für die Beschäftigung mit Arzneimitteln aus der Pflanzen- und Tierwelt sowie für die Verwendung von Mineralien. Auch die großen Kräuterbücher der Neuzeit aus der Feder von Jacobus Theodorus Tabernaemontanus oder Leonhard Fuchs basieren auf diesem fünfbändigen Werk mit seinen über 1.000 Arzneimittel-Monographien.
Dioskurides stammte aus Anazarbus in Kilikien (der heutigen Türkei). Über sein Leben ist außer dem, was er über sich selbst in seiner Vorrede zur Materia Medica schreibt, nicht viel bekannt.
Auszug aus Dioskurides Vorrede zur Materia Medica:
(Nach einer Übersetzung von Julius Berendes - 1902)
"Wiewohl Viele, nicht nur Ältere, sondern auch Jüngere über die Zubereitung der Arzneimittel, sowie über ihre Heilkraft und Prüfung geschrieben haben, theurer Areios, werde ich dir doch zu beweisen suchen, dass kein vergebliches und grundloses Streben mich zu dieser Abhandlung veranlasst hat, weil die Einen derselben nichts geleistet, die Anderen das Meiste nach der Erzählung aufgezeichnet haben." ...
... "Wir aber haben sozusagen von der ersten reiferen Jugendzeit an unablässig mit einem gewissen Verlangen, die Materie kennen zu lernen und nach Durchwanderung vieler Länder - denn du kennst unsere militärische Laufbahn - den Gegenstand in fünf Büchern bearbeitet, und zwar auf Betreiben von dir, dem wir auch die Arbeit widmen, erwidernd das Wohlwollen, welches du uns bewiesen hast, der du ja deiner Natur nach alle die zu deinen Freunden zählst, welche wissenschaftlich gebildet sind, besonders aber diejenigen, welche mir dir dieselbe Kunst betreiben, in hervorragender Weise jedoch uns selbst. Kein geringer Beweis für deine Rechtschaffenheit ist aber die Zuneigung des hochachtbaren Likanios Bassos für dich, die wir im Verkehr mit euch erkannten, wo wir das nachahmenswerthe Wohlwollen unter euch beiden gegen einander beobachteten."
Die Materia Medica wurde im Orient wie auch im Abendland häufig kopiert. Die älteste noch existierende Kopie ist ein Prachtband, der aus Anlass einer Stiftung der Marienkirche in Honoratae (Stadtteil in Konstantinopel) durch Prinzessin Juliana Anikia 512/13 in einem Atelier der Hauptstadt in griechischer Majuskelschrift erstellt wurde. Dieser wertvolle, eindrucksvolle Band ist heute nach einem sehr bewegten "Leben" einer der Hauptattraktionen in der österreichischen Nationalbibliothek. Als der so genannte "Wiener Dioskurides" wurde er 1997 von der UNESCO in die Liste "Memory of the World" aufgenommen (UNESCO-Programm zum Erhalt des dokumentarischen Erbes).
Anmerkung:
Die ursprüngliche Fassung der Materia Medica war nicht illustriert. Erst gute 400 Jahre später erschienen aufwändig illustrierte Fassungen der Materia Medica.
Dr. Alexander Vögtli, (PharmaWiki) präsentiert auf seinen Internetseiten eine elektronische Version der Materia Medica in der deutschen Übersetzung:
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