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so also ich hab mal so eine allgemeine frage an euch:
was bewegt euch dazu zu fasten?
ich lese hier fast immer dass es "nur" ums abnehmen geht...natürlich ist das ein positiver und durchaus netter nebeneffekt aber mir geht es beim fasten um viel mehr...
hoffe auf antworten
lg Jasmin



Hallo Jasmin,
Deine Frage kann ich gut verstehen; auch mir ist aufgefallen, dass sich der Sinn des Fastens für die meisten hier vom eigentlich spirituellen Bereich her (d.h. für uns: vom christlichen Ursprung her) in den rein körperlichen verlegt hat (gutes Körpergefühl, weniger Gewicht usw.)
So kommt es, dass anscheinend niemand etwas zu meiner Frage nach der Bedeutung des Satzes "Essen ist Kommunikation mit anderen, Fasten ist Kommunikation mit sich selbst" zu sagen/schreiben wusste.
Auch der intensive Austausch hier im Forum zeigt mir, dass die meisten Menschen anscheinend nicht mehr gut mit sich selbst alleine sein können, sondern auf die permanente Rückspiegelung anderer angewiesen sind; auch dies entspricht dem allgemeinen gesellschaftlichen Trend des partiellen Exhibitionismus in allen Medien; jeder möchte sich ununterbrochen mitteilen, aber nicht mehr verbindlich auf etwas einlassen.
Ich möchte die Foren hier nicht schlecht reden und finde diese Website wirklich vorbildlich. Allein - der Grund des Fastens war eben früher ein anderer; sicherlich neben der christlichen Tradition z.T. aus der Not heraus geboren (im Frühjahr waren eben die meisten Wintervorräte aufgebraucht, neues konnte noch nicht geerntet werden und nach der Völlerei der Feiertage war eben nunmehr Schmalhans der Küchenmeister). Und seien wir ganz ehrlich: im Prinzip ergeht es uns ähnlich (mir zumindest): wenn ich über mehrere Wochen hinweg viel essen musste (Einladungen etc.), dann spüre ich automatisch: jetzt ist wieder Verzicht angesagt - und zwar nicht aus gewichtstechnischen Gründen, sondern einfach um mir selbst zu beweisen: es geht auch ohne - und zwar, weil ich es will.
Dazu gehört für mich jedoch nicht nur der Verzichts aufs Essen, sondern z.B. auch aufs shoppen gehen (das mache ich nämlich total gerne und meistens auch ziemlich exzessiv). Und siehe da: auch das ist möglich.
Stattdessen erfreue ich mich an sehr intensiven Gedankengängen, die sich durch ihre besondere Klarheit und Strukturiertheit auszeichnen und von denen ich viele niederschreiben, um sie auch in der Nachfastenzeit parat zu haben.
Diese intensiven Erfahrungen sind es, die die Fastenzeit für mich so wertvoll und einzigartig machen. Und der Beweis des Sieges über mich selbst und gewisse gesellschaftliche Konventionen. Dieser Wille zur nachhaltigen Veränderung ist der Haupttreiber für mich, denn das Fasten ist ein Instrument der Macht über sich selbst und damit Ausdruck des Selbstbestimmungsgrades.
Ich freue mich schon auif Deine Antwort und hoffe, dass ich Dir mit meinen Gedanken ein wenig weiterhelfen konnte.
lg,
afflicta



