Teufelszunge
botanisch: Amorphophallus konjacBotanische Synonyme: | Conophallus konjak, Amorphophallus rivieri |
Die Teufelszunge ist dank ihrer spektakulären Blüte ein optisch absolut beeindruckendes Gewächs. Der botanische Gattungs-Name Amorphophallus beschreibt hierbei recht präzise, an welche Form der Blüten-Kolben der Teufelszunge erinnert (amorph + Phallus).
Blüte der Teufelszunge
Weniger beeindruckend ist allerdings der Duft, den die Teufelszunge zur Blütezeit abgibt. Den Blüten entströmt nämlich ein penetranter Aasgeruch, der Fliegen und andere aasliebende Insekten zur Befruchtung anziehen soll. Es verwundert also nicht, dass die Teufelszunge umgangssprachlich auch "Stinkende Titanwurz" genannt wird. Darüber hinaus ist es mit der Blütenpracht schon nach knapp 3 Tagen wieder vorbei. Und bis sich die nächste Blüte entfaltet kann es satte 3-4 Jahre dauern. Wen das nicht stört, der kann sich jedoch nach der Blüte an einem schirmartig wachsenden Blätterdach erfreuen, das erst zum Herbst hin verwelkt, um dann im Folgejahr wieder neu auszuschlagen.
Heimisch fühlt sich die Knollen-Pflanze in einer tropischen oder subtropischen Umgebung. In einem entsprechend temperierten Wintergarten, Gewächshaus oder als Zimmerpflanze lässt sie sich aber durchaus auch in unseren Gefilden zur Blüte überreden. Die Teufelszunge mag es dabei übrigens gerne feucht und halbschattig.
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Ihren heutigen botanischen Namen Amorphophallus konjac trägt die Teufelszunge seit 1858. Am 6. Januar 1858 veröffentlichte der Botaniker Prof. Dr. Dr. Karl Heinrich Emil Koch (1809-1879) in der Wochenschrift für Gärtnerei und Pflanzenkunde in Berlin erstmalig die Teufelszunge unter diesem botanischen Namen und begann seinen ausführlichen Aufsatz über diese Pflanze mit folgenden Worten:
"In der Frühjahrs-Ausstellung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues zu Berlin am 11. April 1857 befand sich eine eigentümliche Pflanze, welche der Obergärtner des Augustin'schen Gartens, Lauche, an der Wildparkstation bei Potsdam ausgestellt hatte, und die Aufmerksamkeit der Pflanzenliebhaber und Gärtner sowohl, als der Botaniker ganz speziell, in Anspruch nahm. Auf einem über 4 Fuß langem und Zoll dicken Stiele befand sich nämlich eine 1 1/2 Fuß lange und 5 Zoll breite Blüte. Kein Blatt oder sonst etwas Grünes, was man doch bei Pflanzen zu sehen gewöhnt ist, weder am Stiele selbst, noch an seiner Basis. Das unheimliche Gefühl, was diese sonderbare Pflanze, namentlich auf Laien machte, wurde durch die keineswegs angenehm in die Augen fallende braune Farbe der Blume, durch den gleich einer Schlange gefleckten langen Stiel, hauptsächlich aber durch den intensiven Leichengeruch, den jene beständig aushauchte und trotz der in der Nähe befindlichen stark riechenden Orchideen nicht verwischt, sondern kaum einiger Maßen gemildert werden konnte, nicht unbedeutend noch erhöht. Der Eindruck war nicht angenehm, und doch standen beständig eine Menge Menschen in der Nähe, um das noch nie Gesehene zu betrachten. Der Oberlandesgerichtsrat Augustin in Potsdam erhielt die Knollen dieser Pflanze von dem berühmten Reisenden v. Siebold, der seinerseits sie aus Japan mit sich gebracht und ihr den Namen Arisaema konjac gegeben hatte. Sie gehörte aber nach genauerer Untersuchung keineswegs zu dem genannten Geschlechte, sondern zu dem, welches Professor Blume zu Leiden schon 1825 wegen des barocken, man möchte sagen, unanständigen Ansehens den Namen Amorphophallus gegeben hatte. Es ist nicht zu leugnen, dass in der Tat der Kolben (denn wir haben eine Aroidee vor uns, deren oft von einem gefärbten Deckblatte, der Blumenscheide oder Spatha, eingeschlossener Blütenstand, eben so wie das Blütenkörbchen der Compositen, in gewöhnlichen Leben den Name Blume führt), eine Ähnlichkeit mit dem Pilze besitzt, dem Linné nach Dalechamp den Namen Phallus (das erigierte männliche Glied) gegeben hat, und dass demnach die Benennung Blume's "Amorphophallus (der erigierte unförmliche Phallus)" gerechtfertigt erscheint ..."
In Österreich trägt die Teufelszunge auch den umgangssprachlichen Namen "Tränenbaum". Dieser Name ist zurückzuführen auf den Prozess der Guttation. Sichtbar wird die Guttation durch Wassertropfen, die an den Blattspitzen und Blattzähnen austreten können. In der Regel geschieht dies, wenn der Boden sehr feucht und wärmer als die Luft ist. Damit kann eine Pflanze ihren Nährstofftransport trotz hoher Wassersättigung gewährleisten. Diesen Prozess kann man jedoch nicht nur an der Teufelszunge, sondern auch anderen Pflanzen beobachten. Bei Pflanzen, die in tropischen Regenwäldern zu Hause sind, kann man diesen Vorgang jedoch besonders häufig beobachten.
Andere volkstümliche Namen für Teufelszunge |
Konjakwurzel · Tränenbaum · Stinkende Titanwurz japanisch: konnyaku |
Was macht die Teufelszunge als Lebensmittel interessant?
Die spektakuläre Stinke-Blüte ist nicht der Grund dafür, dass die Teufelszunge im asiatischen Raum seit vielen Jahrhunderten, wenn nicht sogar seit Jahrtausenden in kultivierter Form angebaut wird. Die begehrten Teile dieser Pflanze liegen nämlich gut behütet unter der Erde. Und zwar werden für kulinarische Zwecke die Wurzel-Knollen der Teufelszunge geerntet, die als Konjakwurzeln bekannt sind.
Der umgangssprachliche Name "Konjak" ist dabei zurückzuführen auf den japanischen Namen "konnyaku", der sich auch im botanischen Artnamen "konjac" wiederfindet.
Konjakwurzeln ... die Wurzel-Knollen der Teufelszunge
Die Konjak-Knollen werden nach der Ernte getrocknet und zu einem Mehl verarbeitet, das durch Kochen in Verbindung mit etwas gelöschtem Kalk (Calciumhydroxid / E526) eine Art Speisestärke oder Gelatine ergibt. Das Konjakmehl enthält dabei so gut wie keine Kalorien, aber dafür jede Menge Ballaststoffe. Und auch wenn das Mehl so gut wie keine nennenswerten Nährstoffe liefert, füllt es immerhin aufgrund seiner enorm hohen Quellfähigkeit zunächst einmal gut den Magen und entfaltet dadurch eine sättigende Wirkung. Konjakmehl kann tatsächlich das 50fache seiner Eigenmasse an Flüssigkeit aufnehmen. Dies entspricht der höchsten, derzeit bekannten Wasserbindungskapazität aller Naturprodukte. Es versteht sich also fast von selbst, dass das Konjakmehl aus diesem Grunde auch häufig in der Lebensmittelindustrie als Verdickungsmittel und Füllstoff eingesetzt wird. Als Lebensmittelzusatzstoff trägt das Mehl die Bezeichnung E425.
Konjakmehl liefert zum Beispiel auch die Grundlage für die traditionellen japanischen Shirataki-Nudeln. Hierbei handelt es sich um eine Art durchsichtige Fadennudeln, die wie Glasnudeln aussehen.
Konjaknudeln können im Zuge einer Diät durchaus eine kalorienarme Alternative zu herkömmlichen Weizen-Nudeln darstellen. Zum einen spart man im Vergleich zu Weizen-Nudeln dabei einen Schwung Kalorien ein und zum anderen isst man insgesamt weniger, da die Shirataki-Nudeln wie bereits erwähnt ein hervorragendes Sättigungsmittel darstellen.
Der Hauptinhaltsstoff der Konjakwurzeln ist der lösliche Ballaststoff Glucomannan. Um ihn kreisen auch die zahlreichen medizinischen Studien, die im Zusammenhang mit der Konjakwurzel inzwischen durchgeführt worden sind.
Wie sinnvoll ist Konjakmehl als Mittel zu Abnehmen?
Seit einiger Zeit wird das Konjakmehl für übergewichtige Personen als Mittel zum abnehmen gepriesen. Im Jahre 2010 hat die EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) dieses "Werbe-Argument" der Konjakmehl-Industrie als gerechtfertigt und wissenschaftlich bewiesen bestätigt. Allerdings mit dem deutlichen Hinweis, dass von dem Konjakpulver nicht mehr als 3 Gramm am Tag verzehrt werden sollten und dass unbedingt eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr beachtet werden muss, da das stark quellfähige Pulver ansonsten schwere gesundheitliche Probleme verursachen kann. Die Empfehlung für Menschen mit Übergewicht lautet:
3 x täglich vor den Mahlzeiten 1 Gramm Konjakpulver mit jeweils 1-2 Gläsern Wasser
Der "Abnehm-Effekt" beruht allerdings einzig und allein darauf, dass der Magen durch das im Wasser stark quellende Mehl bereits so gut gefüllt ist, dass während des Essens schneller ein wohliges Sättigungsgefühl eintritt und man dadurch einfach weniger isst - so man denn auf sein Sättigungsgefühl hört. Das Abnehmen mit Hilfe von Konjakmehl funktioniert also nur, wenn gleichzeitig weniger Kalorien zugeführt werden. In den Produktbeschreibungen der Anbieter ist jedoch auch zu lesen, dass man das Konjakmehl NICHT zu jeder Mahlzeit verwenden sollte, da es die Aufnahme wichtiger Fettsäuren und fettlöslicher Vitamine behindern kann.
In den Shirataki-Nudeln darf eine größere Menge an Konjakmehl verarbeitet werden, da die Nudeln für gewöhnlich bereits während des Kochvorgangs aufquellen, so dass das Konjakmehl bereits auf dem Teller seine Wirkung als sättigender und kalorienarmer Füllstoff entfaltet und nicht erst im Magen unerwartete, gewaltige Auswirkungen zeigt.
Konjaknudeln haben so gut wie keinen Eigengeschmack. Besonders empfindliche Nasen berichten jedoch davon, dass die Nudeln ganz leicht nach Fisch und Meer riechen.
Mein Fazit zum Einsatz von Konjakmehl und Konjaknudeln
Ich persönlich halte gar nichts von der Idee, täglich einen "leeren" Quellstoff zu mir zu nehmen, nur um meinem Magen vorzugaukeln, dass ich etwas gegessen habe. Das Ziel einer Diät sollte ja vielmehr bei übergewichtigen Personen damit verbunden sein, dass der Magen durch kleinere Portionen auf Dauer tatsächlich auch wieder kleiner wird und dadurch ganz von selbst irgendwann gesündere, normale Sättigungs-Signale aussendet. Wenn ich meinen Magen stattdessen ständig mit im Prinzip "wertlosen Füllstoffen" stopfe, nur damit ich auch ja nicht zu viel esse, bleibt mein Magen mehr oder weniger so groß wie er war. Das heißt, wenn ich dann irgendwann mein Gewicht erreicht habe, kann ich nicht einfach mit den Füllstoffen aufhören, denn dann fehlen diese ja, um ein Sättigungsgefühl hervorzurufen und 1-2-3 esse ich wieder zu viel und nehme wieder zu. Und ich möchte mitnichten auf Dauer abhängig sein von einem Pulver, das womöglich bei dauerhafter Einnahme mehr Schaden anrichten als Wohltaten spenden kann. Zumal ja selbst die Anbieter von Konjakmehl darauf hinweisen, dass die tägliche Einnahme eher ungesund ist, da das Konjakmehl die Aufnahme wichtiger Nährstoffe aus der Nahrung verhindern kann.
Gegen ein bisschen Abwechslung in der Küche habe ich hingegen nichts einzuwenden. Hin und wieder mal ein paar Konjaknudeln in einem Wok-Gericht schaden mit Sicherheit niemandem ;-) Wobei ich generell lieber auf heimische Lebensmittel zurückgreife. Ich bin nämlich davon überzeugt, dass mir diese besser bekommen als Lebensmittel, die von weither eingeflogen werden und für meinen Organismus daher eher fremd sind. Mal ganz davon ab, dass mir unsere heimischen Nudel-Varianten, die immerhin noch ein paar gesunde Nährstoffe beisteuern, sehr gut schmecken und ich keinen Ersatz dafür benötige ... das Gleiche gilt für Soßenbinder (Verdickungsmittel) - auch hier muss ich nicht extra ein Produkt aus Japan importieren, wenn es doch genügend heimische Alternativen gibt.