Anleitung zum Nordic Walking ... die richtige Technik ist das A und O
Gute Nordic-Walking-Stöcke sind so konstruiert, dass sie dich eigentlich mehr oder weniger von alleine zur richtigen Technik führen. Eine theoretische Anleitung erübrigt sich dann fast. Dennoch kann es natürlich nicht schaden, wenn du dich vor deiner ersten Nordic-Walking-Runde erst einmal auch ein klein wenig mit der Theorie vertraut machst. Die falsche Technik kann dir den Spaß am Nordic Walking nämlich sonst schnell vermiesen ...
Zu viel Theorie würde ich jedoch ebenfalls vermeiden, denn wenn du beim Nordic Walking zu intensiv darüber nachdenkst, wann wo welcher Arm und welches Bein hinschwingen soll, dann erscheint dir das Nordic Walking womöglich komplizierter als es eigentlich ist. Nordic Walking ist nämlich in keinster Weise kompliziert. Es unterstützt vielmehr einfach deinen natürlichen Gang. Und um deinen Gelenken und Muskeln tatsächlich etwas Gutes zu tun, sollte der Bewegungsablauf - auch mit Stöcken - unbedingt möglichst natürlich und unverkrampft erfolgen. Das funktioniert zum einen nur mit der richtigen für dich passenden Stocklänge und zum anderen, wenn du die Stöcke beim Laufen richtig einsetzt.
Am einfachsten ist es vermutlich, wenn du dir die Nordic Walking Technik von einem speziell ausgebildeten Trainer life zeigen lässt. Dieser kann dann auch umgehend deine Haltung und Technik korrigieren, falls du dich "falsch" bewegen solltest. Wenn du allerdings diese Möglichkeit nicht in Betracht ziehen möchtest, hilft es auch schon ungemein, wenn du dir vor deinen ersten Nordic Walking Versuchen eine DVD oder ein paar ansprechende Videos bei youtube zum Thema Nordic Walking anschaust. Mir hat zum Beispiel das folgende Video mit dem Nordic-Walking Basis Instructor und Personal Trainer Steve Kroeger sehr gut gefallen: Nordic Walking
Stockspitzen hinter dem Körper aufsetzen
Die Stockspitzen werden auf normaler gerade Strecke immer seitlich HINTER dem Körper "eingestochen" und nicht vor deinem Körper. Die Gummipuffer auf den Spitzen der Nordic-Walking-Stöcke sind bereits entsprechend ergonomisch geformt, so dass sich nach einer genauen Betrachtung der Stöcke im Prinzip auch hier der richtige Einsatz von selbst erklärt.
Stockspitzen je nach Bodenbeschaffenheit wechseln
In der Regel sind alle Nordic Walking Stöcke mit Metall-Spitzen UND Gummipuffern ausgestattet. Je nach Bodenbelag (Asphalt, Split, Gras, Waldboden, etc.) solltest du ... auch wenn es dir lästig erscheinen mag ... rechtzeitig zwischen diesen verschiedenen Stockspitzen wechseln. Es ist nicht nur unangenehm laut, wenn du mit Metallspitzen auf Asphaltstrecken herumklackerst, sondern der Rückschlag in die Arme fühlt sich beim Abstoßen mit den Stöcken ebenfalls ausgesprochen unangenehm an und führt dadurch nicht selten zu Verspannungen in den Armen, Handgelenken und Schultern. So lange es irgendwie möglich ist, solltest du immer mit den Gummipuffern laufen. Sobald du aber merkst, dass du mit den Gummipuffern keinen festen Halt mehr beim Abstoßen hast, wird es Zeit auf die Metallspitzen umzusteigen. Denn ein ständiges Wegrutschen mit Gummipuffern auf steinigen oder sandigen Untergründen ist ebenfalls äußerst unangenehm. Hier besteht nämlich die Gefahr, dass du dir ungewollt die Sehnen im Arm zerrst oder ins Stolpern gerätst.
Erste Nordic Walking Gehversuche
Bei deinen ersten Nordic-Walking-Versuchen oder auch wenn du später einmal aus dem Rhythmus kommen solltest, lässt du die Nordic Walking Stöcke einfach mit hängenden Armen neben dir herschleifen. Die Stockspitzem zeigen dabei immer nach hinten. Dank der Handschlaufen brauchst du die Stöcke nämlich gar nicht permanent fest umklammern. Nun marschierst du einfach los und schwingst dabei ganz natürlich deine Arme entgegengesetzt zu deinen Beinen beim Laufen mit. Rechtes Bein vorne, rechter Arm hinten ... linkes Bein hinten, linker Arm vorne ...
Wenn die Handschlaufen gut am Stock befestigt sind, spürst du dann beim Laufen ganz automatisch, was du mit den Stöcken tun sollst. Du drückst dich quasi immer abwechselnd hinten kräftig mit dem Stock ab, während sich dabei die entgegengesetzte Hüfte leicht nach vorne drückt. Dadurch bekommst du einen prima Antrieb durch den Stockeinsatz und erreichst automatisch ein flotteres Tempo als ohne Stöcke ... was auch unter anderem daran liegt, dass sich deine Schrittlänge durch die Unterstütung der Nordic Walking Stöcke verlängert.
Die Körperhaltung beim Nordic Walking
Beim Nordic Walking beugst du deinen Oberkörper ganz leicht nach vorne und schaust mit erhobenem Kopf immer fein geradeaus. Deine Schultern bleiben dabei ganz entspannt und bewegen sich ganz locker im Schwung deiner Hüften mit. Die Knie sollten immer leicht gebeugt bleiben und nie ganz durchgestreckt werden. Die Fußspitzen zeigen beim Walken stets nach vorne und nicht irgendwie zur Seite verdreht. Das Abrollen der Füße erfolgt von der ganz aufgesetzten Ferse ausgehend über den Mittelfuß bis zu den Zehen. Die Zehen werden beim Nordic Walking durch die größeren Schritte automatisch besonders stark gespreizt. Daher solltest du auch unbedingt darauf achten, dass deine Walking-Schuhe im Vorderfußbereich entsprechend viel Platz bieten. Wenn die Schuhe an den Zehen zu eng anliegen, klappt das mit der Spreizung der Zehen nicht so toll und Druckstellen sind vorprogrammiert.
Hände abwechselnd vom Stock lösen
Damit die Hände, Handgelenke und Arme nicht verkrampfen, solltest du die Stöcke auch jeweils abwechselnd nach dem kräftigen Abdrücken kurz loslassen und die Hände locker machen.
Dank der Handschlaufen legt sich der Stock nach dem Loslassen ganz von alleine wieder locker und perfekt in die Hand, so dass du ihn direkt für den nächsten Wechselschritt wieder packen kannst.
Das klingt zunächst komplizierter als es eigentlich ist ... nach ein paar wenigen Walking-Runden hast du das schon so verinnerlicht, dass dieser Ablauf ganz automatisch erfolgt. Voraussetzung für das zwischenzeitige Lösen der Hände ist allerdings ein richtig guter Stock mit ergonomisch perfekt angebrachten Schlaufen.
Die richtige Nordic Walking Technik bei Steigungen im Gelände
Wenn es nur sanft bergauf geht, ändert sich an der Nordic Walking Technik im Prinzip nichts. Möglicherweise wirst du etwas langsamer, weil dir die Bergauf-Bewegung mehr Puste abverlangt und auch deine Schritte werden unter Umständen etwas kürzer, aber der Stockeinsatz bleibt auch bei leichten Steigungen der gleiche wie auf ebenen Strecken.
Geht es jedoch phasenweise steil bergauf, macht es nicht mehr viel Sinn, wenn du die Stöcke hinter dir in den Boden stichst. Nun solltest du die Stöcke zur Unterstützung der Kniegelenke lieber vor dir einstechen, so dass du ein wenig das Gefühl bekommst, du würdest im Vierfüßler-Schritt den Berg erklimmen. So schonst du bei steilen Anstiegen nicht nur deine Kniegelenke, sondern auch deine Puste. Teleskopstöcke* sind in diesem Falle von Vorteil, da du sie für längere Bergauf-Etappen einfach und schnell kürzen kannst.
Der Stockeinsatz beim Nordic Walking bei Gefälle im Gelände
Für ein eher sanftes Gefälle gilt im Prinzip das Gleiche wie bei der sanften Steigung ... am Stockeinsatz ändert sich nichts Großartiges. Du solltest lediglich deine Schrittlänge vielleicht ein wenig kürzen und dein Tempo nicht zu stark beschleunigen, damit deine Knie nicht überbelastet werden.
Geht es jedoch sehr stark bergab, machen die Stöcke VOR dem Körper wieder eindeutig mehr Sinn als hinter dem Körper. Hier geben sie dir Trittsicherheit und schonen deine Kniegelenke, denn diese werden beim Bergablaufen tatsächlich noch deutlich mehr belastet als beim Bergauflaufen. Auch hier sind Teleskopstöcke sehr praktisch, denn bei längeren steilen Passagen kannst du die Stöcke einfach ein Stück verlängern, so dass du beim Einsatz der Stöcke nicht all zu krumm laufen musst.
Solltest du übrigens primär in stark hügeligem Gelände unterwegs sein, stellt sich die Frage, ob spezielle Trekking-Stöcke nicht doch die bessere Wahl für dich sind.
2 Kommentare zu diesem Artikel
Hallo Orti :-)
also ... ich bin wirklich viel im Wald unterwegs und überquere beim Wandern so ziemlich jedes Terrain. Egal ob Straße, Sand, Feldweg, Waldweg, Wiesen ...
Ich lasse die Puffer IMMER drauf, weil ich einfach zu faul bin, die abzumachen, zu säubern und zu verstauen und auf dem nächsten geteerten oder gepflasterten Weg wieder rauszuholen und draufzustecken.
Mit meinen Puffern habe ich auf jedem Terrain einen super Grip. Am besten probierst du es einfach selbst mal aus, was sich für dich besser anfühlt.
viele Grüße
Tonia :-)
Vielen Dank für die kurze Einweisung in die Technik. Sie wird mir helfen, gut zu starten. Eine Frage hätte ich jedoch doch noch. Ich werde vorwiegend im Wald mit sandigen Boden laufen und bin etwas unsicher, ob ich hier nur mit der Spitze oder doch mit den Puffern laufen sollte. Was mach hier mehr Sinn?
geschrieben von Orti am 27.05.2016 um 15:56 Uhr