Tinnitus - Ohrgeräusche zum Verzweifeln
Es pfeift, es piept, es rauscht, es klingelt, es brummt oder summt! Ein Tinnitus kann die verschiedensten Geräusche erzeugen. Eines haben die Töne dabei alle gemeinsam:
Die Ohrgeräusche können die Betroffenen schier in den Wahnsinn treiben.
Dabei ist der Tinnitus ansich gar keine Krankheit, sondern nur ein Symptom für ein anderes ursächliches Leiden, welches ausfindig gemacht werden muss. Die Ursachen können vielfältig sein. Nur äußerst selten führen organische Probleme zu einem Tinnitus. Sehr viel häufiger sind psychische Probleme für einen Tinnitus verantwortlich. Stress oder andere seelische Belastungen können die unangenehmen Ohrgeräusche hervorrufen. Aber auch ständiger Lärm oder ein plötzlicher Hörverlust durch einen Hörsturz können für einen Tinnitus verantwortlich sein. Wobei ein Hörsturz ebenfalls nicht selten durch Stress ausgelöst werden kann.
Der Spruch "Zu viel Stress um die Ohren" trifft dabei des Pudels Kern.
Dennoch sollten organische Probleme wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenprobleme, Rückenprobleme, etc. auf jeden Fall geklärt werden - bevor man an den falschen Stellen mit der Heilung ansetzt.
Grundsätzlich ist ein Tinnitus so etwas wie eine gestörte Hörwahrnehmung. Sicherlich hat fast Jeder schon einmal für kurze Zeit eine solch gestörte Hörwahrnehmung erlebt. Wenn man beispielsweise auf einer Party, bei einem Konzert oder in der Diskothek einen ganzen Abend lang lauter Musik ausgesetzt war, klingt anschließend nicht selten ein lautes Brummen, Summen oder Piepsen im Ohr nach. Glücklicherweise sind diese unangenehmen Geräusche am nächsten Morgen bei den meisten Leuten wieder verschwunden. Aber fast Jeder kann sich daher ansatzweise vorstellen wie unangenehm es wäre, wenn dieser Ton ein tagtäglicher Begleiter werden würde.
Das erste Ziel sollte sicherlich sein, den Auslöser für seinen Tinnitus zu erkennen. Hat man diesen gefunden, müssen zunächst einmal die verantwortlichen Störfaktoren beseitigt werden. Wer nicht bereit ist, seinen Lebensstil aufgrund dieser hörbaren Warnsignale zu ändern, hat wenig Chancen dem Tinnitus die Stirn zu bieten. Doch auch wenn nach dieser Einsicht eigentlich das Leben in sehr guten Bahnen verläuft, braucht es häufig noch viel Geduld und Spucke, um das Geräusch zu stoppen oder die Wahrnehmung entsprechend in ein normales Hörempfinden umzuwandeln.
Das Gute vorneweg: Bei ungefähr 80% der Betroffenen verschwindet ein akuter Tinnitus ganz von selbst, sobald die Ursachen erfolgreich beseitigt werden konnten.
Dummerweise tut er das aber nicht automatisch mit dem Wandel zu einem stressfreien, ruhigen Leben. Leider entwickelt sich ein Tinnitus stattdessen bei ca. 20% der Betroffenen zu einem chronischen Leiden, das viele Patienten ihr Leben lang begleitet.
Die Folgen eines Tinnitus können noch unangenehmer sein als das Geräusch selbst:
- Konzentrationsstörungen
- Schlafstörungen
- Gereiztheit
- Depressionen
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Rückzug
Die meisten betroffenen Menschen lernen einfach, mit ihrem Tinnitus zu leben und ihn wenn irgend möglich einfach zu ignorieren. Das kann auch recht erfolgreich gelingen. Schließlich nehmen wir auch im gesunden Zustand unzählige Geräusche, die uns jeden Tag umgeben, gar nicht mehr wahr. Egal ob sich dabei um eine tickende Uhr oder um das Grundrauschen der vielen Geräte in unserem Umfeld handelt.
Selbst regen Straßenverkehr vor unserem Schlafzimmerfenster können wir häufig irgendwann einfach ausblenden, wenn wir ihm jeden Tag ausgesetzt sind. Wer hingegen zu Hause Ruhe gewöhnt ist, wird sich an der gleichen Straße die ganze Nacht herumwälzen und wegen des Lärms vermutlich kein Auge zutun können.
Meist nehmen wir in unserem Alltag nur noch die Geräusche bewusst wahr, die ungewöhnlich sind und eigentlich nicht in unser Haus oder in unser Arbeitsumfeld gehören. Ebenso kann es mit dem Tinnitus-Geräusch sein. Irgendwann wird das Geräusch zur Gewohnheit und stört nicht mehr.
Andere Tinnitus-Patienten wiederum suchen einen Weg, um das eigene Gehirn neu zu programmieren. Denn eine ganze Reihe von Untersuchungen deutet daraufhin, dass ein Tinnitus quasi eine Fehlschaltung im Gehirn darstellt. Und scheinbar gibt es mit Hilfe einer psychotherapeutischen Behandlung durchaus Wege, um den "Bug" im Gehirn mit der Kraft der eigenen Gedanken nach und nach vollständig zu eliminieren.
Man schätzt, dass hierzulande jeder Zehnte schon einmal unter einem Tinnitus gelitten hat oder immer noch leidet. Es handelt sich also wahrlich nicht um ein seltenes Phänomen. Allerdings ist das aus meiner Sicht nicht weiter verwunderlich. Schließlich nehmen Stress und eine ständige Lärmbelastung in unserer Gesellschaft immer stärker zu.
Welche Therapie-Formen gibt es gegen die lästigen Ohrgeräusche?
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Stress vermeiden
Stress ist einer der Hauptauslöser für Tinnitus-Geräusche. Es versteht sich also von selbst, dass unser Leben nicht durch ständigen Stress dominiert werden sollte. Gegen Stress gibt es keine Medikamente. Hier hilft nur Eigeninitiative und eine konsequente Änderung des eigenen Lebensstils! Methoden zur Stressbewältigung gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Allerdings eignen sich nicht alle Stress-Therapien für Tinnitus-Patienten gleichermaßen gut wie für stressgeplagte Menschen ohne Ohrgeräusche.
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Für Tinnitus-Geplagte sind Meditationsübungen in einem absolut stillen Raum eher kontraproduktiv. Absolute Stille wird von den meisten Tinnitus-Patienten nämlich eher als besonders unangenehm empfunden. Eine Wanderung durch einen herrlichen Wald oder entlang einer idyllischen Küste kann hingegen eine viel größere Entspannung bringen - nicht nur für die Ohren. Auch leise, beruhigende Hintergrundmusik kann die störenden Ohrgeräusche in den Hintergrund drängen.
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Lärm meiden
Da in vielen Fällen massive Lärmbelastungen die Ursache für Tinnitus-Geräusche sein können, ist es absolut sinnvoll, extremen Lärm gleichermaßen zu vermeiden wie absolute Stille. Dröhnenden Bässen aus dem Lautsprecher, Lokalen mit Bahnhofslautstärke, Flugzeuglärm, Baulärm, etc. sollte man folglich möglichst aus dem Weg gehen.
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Rauschgeneratoren
Eine Linderung versprechen sogenannte Rauschgeneratoren. Diese kleinen Geräte werden wie Hörgeräte ins Ohr eingesetzt und erzeugen dort einen speziell auf den Patienten abgestimmten Ton, der das störende Geräusch zu überdecken vermag.
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Zimmerspringbrunnen
Das plätschernde Geräusch eines Zimmerspringbrunnens wird von vielen Tinnitus-Geplagten besonders beim Einschlafen als sehr angenehm empfunden
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Akupunktur / Akupressur / Qigong
Die traditionelle chinesische Medizin (TCM) setzt zur Behandlung von Tinnitus-Problemen erfolgreich auf Akupunktur, bzw. Akupressur. Sie sieht einen großen Zusammenhang zwischen Ohrproblemen und dem gesamten Energiefluss des menschlichen Körpers. Ausführliche Erklärungen hierzu findest du zum Beispiel in dem Buch Chinesische Eigentherapie* von Frank Seefelder. In diesem Werk geht es nicht nur um den Tinnitus, sondern auch um die Themen Hörsturz, Schwerhörigkeit und andere Hörstörungen. Auch Qigong (eine Art Bewegungs-Therapie) zählt zu seinem empfohlenen Behandlungsspektrum.
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Hypnose
Da der Tinnitus sich häufig durch eine psychosomatische Erkrankungen im Gehirn manifestiert, kann eine professionelle und fachgerecht durchgeführte Hypnose durchaus Erfolge in der Tinnitus-Beseitigung nach sich ziehen.
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Koffein und Nikotin meiden
Reizstoffe wie Koffein und Nikotin können einen Tinnitus verstärken. Wer an sich selbst eine derartige Verschlimmerung feststellen kann, sollte auf Zigaretten und koffeinhaltigen Kaffee verzichten. Auch Orte, an denen viel geraucht wird, können zu einer Reizbelastung der Ohren führen - selbst man zu den Nichtrauchern zählt. Auch von einem rauchenden Partner sollte man als Betroffener in diesem Fall unbedingt Rücksicht verlangen.
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Alkohol-Genuss stark reduzieren
Alkohol weitet bekanntlich die Blutgefäße und führt somit zu einer deutlich stärkeren Durchblutung, die sich auch speziell auf die Ohren auswirken kann. Nicht selten verstärken sich unter dem Einfluss von Alkohol die Ohrgeräusche ganz massiv.
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Auf den Süßstoff Aspartam verzichten
Während meiner ausführlichen Recherchen zum Thema Künstliche Süßstoffe bin ich auf eine Studie aus dem Jahr 1965 gestoßen, in der als Nebenwirkung von Aspartam auch das Entstehen eines Tinnitus aufgelistet wurde. Da ich Aspartam ohnehin für absolut ungesund halte, kann es nicht schaden als Tinnitus-Betroffener auf jeden Fall darauf zu verzichten. Es gibt schließlich genügend unbedenkliche Alternativen zum Süßen!
In China werden bei Tinnitus-Beschwerden gerne Sesam-Samen verschrieben, da diese einen positiven Einfluss auf die Nierenfunktion haben. Chinesische Mediziner sind der Überzeugung, dass Nierenprobleme durchaus zu einem Tinnitus führen können. Stärkt man in diesem Fall die Nieren, können tatsächlich auch Tinnitus-Geräusche mit der Zeit wieder verschwinden. (Quelle: Das große Lexikon der Heilpflanzen*)
In unserem Heilfasten-Forum gibt es auch Berichte darüber, dass das Heilfasten eine Tinnitus-Besserung erzielen kann, siehe: Fastengruppe Mai 2015 Da die Betroffene in diesem Fall auch von vorhergehenden Nierenbeschwerden spricht, stärkt das die These der TCM-Behandlung. Durch das Heilfasten werden schließlich auch die Nieren entlastet und gestärkt und wenn hier der Auslöser für einen Tinnitus gelegen haben mag, kann Heilfasten tatsächlich eine Linderung oder sogar Heilung mit sich bringen.
Nicht eindeutig erwiesen sind bislang Behandlungen mit Ginkgo-Präparaten, B-Vitaminen und Zink. Dennoch empfiehlt beispielsweise die Mayo Clinic in den USA diese Substitutionen als mögliche Therapieformen gegen einen Tinnitus.
Gelegentlich werden zur Beruhigung der Nerven auch Antidepressiva verschrieben. Wegen der zahlreichen Nebenwirkungen raten Fachleute jedoch in der Therapie eines Tinnitus eher von Medikamenten ab.
Fakt ist: Um einen Tinnitus wieder loszuwerden, braucht es Zeit und Geduld - egal für welche Therapie-Form man sich auch entscheiden mag.
Tinnitus-Hilfe im Internet und in Selbsthilfegruppen
Als äußerst hilfreich können sich für Tinnitus-Geplagte auch Selbsthilfegruppen und Internetforen erweisen, in denen sich Betroffene untereinander austauschen und von ihren eigenen Erfahrungen berichten.
Wenn du eine entsprechende Selbsthilfegruppe in deiner Stadt suchst, ist die Suchmaschine Google sicherlich die beste Hilfe. Gib dort im Suchfeld einfach den Namen deiner Stadt und die Begriffe Selbsthilfegruppe und Tinnitus ein und schon wirst du fündig.
Unter der Adresse https://www.tinnitus.de findest du ein deutschsprachiges öffentliches Forum mit annähernd 58.000 Beiträgen (Stand: November 2018).
Über 361.000 Beiträge (Stand: November 2018) findest du im englischsprachigen Forum Tinnitus-Talk. Wenn du dich von der Sprache nicht abschrecken lässt, kannst du auch hier unglaublich viele wertvolle Ratschläge finden.