Hanf
botanisch: Cannabis sativaBotanische Synonyme: | Cannabis americana, Cannabis chinensis, Cannabis erratica, Cannabis indica |
Hanf (Cannabis sativa) gilt in Deutschland laut Betäubungsmittelgesetz als nicht verkehrsfähig. Nicht vollkommen grundlos ... denn Hanf, bzw. dessen Wirkstoff THC (Tetrahydrocannabinole), wird im Verhältnis betrachtet leider nur selten als Heilmittel angewendet, sondern deutlich häufiger als Rauschmittel missbraucht. Dieser massive Missbrauch hat in Deutschland dazu geführt, dass der private und gewerbliche Anbau sowie Vertrieb von Hanf verboten ist. Ausnahmen macht das Gesetz nur dann, wenn Cannabis tatsächlich zu therapeutischen Zwecken eingesetzt wird. Dann erhält der Patient allerdings kein verschreibungspflichtiges Marihuana (getrocknete Sprossspitzen, Blätter und Blüten weiblicher Pflanzen) oder Haschisch (Harz), sondern Cannabis in Form von Tabletten oder Tropfen.
Positive Wirkungen durch das Heilmittel Hanf
Hanf ist durchaus seit Urzeiten ein bewährtes und geschätztes Heilmittel gegen die verschiedensten Leiden. Besonders in der Schmerztherapie haben sich die Wirkstoffe der Hanfpflanze bestens bewährt. Jahrhundertelang waren Hanf und Schlafmohn in Ärztekreisen die besten Schmerz- und Narkosemittel überhaupt.
Heute hat sich die erfolgreiche Anwendung hanfhaltiger Arzneimitteln besonders bei der Therapie von Krebskranken und Aidspatienten hervorgetan. Neben der Schmerzlinderung führt THC beispielsweise nicht nur zu einer Verminderung der Übelkeit während einer Chemotherapie bei Krebserkrankungen, sondern auch zu einer deutlichen Appetitsteigerung.
Des weiteren lassen sich mit Hilfe von Hanf-Produkten offensichtlich Muskelspasmen bei Multipler Sklerose vermindern. So lassen sich auch nervlich bedingte Muskelkrämpfe mit Hilfe von Hanf behandeln. Gleichermaßen ist Hanf ein probates Mittel gegen Periodenschmerzen und daraus resultierenden Krämpfen. Rheuma und arthritische Beschwerden lassen sich ebenfalls hervorragend mit Hilfe von Hanf-Präparaten lindern.
In fast jedem Heilpflanzenführer kann man darüber hinaus nachlesen, dass die Wirkstoffe des Hanf den Augeninnendruck zu mindern vermögen, was sich äußerst positiv auf ein Glaukom (Grüner Star) auswirken kann. Hanf gilt ferner als ein blutdrucksenkendes Mittel.
Die Samen des Hanf werden in der chinesischen Naturheilkunde auch als gut verträgliches Abführmittel empfohlen.
Die weiblichen Blüten der Hanf-Pflanze werden zudem seit vielen Jahrhunderten als Aphrodisiakum hoch geschätzt.
Andere volkstümliche Namen für Hanf |
Kulturhanf Hemp, Pot [englisch] Huo Ma Ren [chinesisch] |
Die Wirkung von Hanf-Präparaten ist jedoch sehr stark abhängig vom THC-Gehalt der Hanf-Pflanzen sowie deren Dosierung. Je nach Dosis und/oder THC-Gehalt kann Cannabis durchaus eine beruhigende, entspannende, schmerzlindernde und stimmungsaufhellende Wirkung entfalten, aber bei einer zu hohen Dosierung schlägt die Wirkung auch leicht ins Gegenteil um.
Negative Wirkungen durch einen Cannabis-Missbrauch
- Depressionen
- übersteigerte Ängste bis hin zu Panikattacken
- Orientierungslosigkeit, Verwirrtheit
- Wahrnehmungsstörungen
- Halluzinationen
- psychische Abhängigkeit
- körperliche Beschwerden nach regelmäßigem Missbrauch
Sollten Cannabis-Produkte in Deutschland legalisiert werden?
Viele Leute befürworten seit Jahrzehnten die Legalisierung von Cannabis-Produkten. Und ich kann deren Argumentation durchaus nachvollziehen. Liest man sich etwas tiefer in die Thematik ein, ist der regelmäßige Konsum von Cannabis auch nicht schädlicher als der regelmäßige Konsum von Alkohol. Fairerweise müsste Alkohol folglich gleichermaßen als nicht verkehrsfähig eingestuft werden oder Cannabis gleichermaßen legalisiert werden. Das wäre in meinen Augen durchaus gerecht. Ob nach einer Legalisierung von Cannabis noch mehr junge Leute mit dem Kiffen anfangen würden oder ob im Gegenteil der Reiz nachlassen würde, weil man ja dann nichts Verbotenes mehr tun würde, vermag wohl kaum einer zu sagen.
Generell kann man durchaus beobachten, dass immer mehr Leute bereits von "normalen" Zigaretten die Finger lassen. Deren negative Auswirkungen auf unsere Gesundheit sind hinlänglich bekannt. Rauchen ist absolut nicht mehr hipp. Galt man früher mit dem Glimmstängel in der Hand als cool ... so symbolisiert man durchs Rauchen heute eher Schwäche, weil man einfach die Finger nicht von diesem Suchtmittel lassen kann. Die Lust am Rauchen lässt eindeutig nach. Und wenn dem so ist, könnte man folglich darauf hoffen, dass auch die Lust am Kiffen ganz von alleine nachlässt.
Unsere holländischen Nachbarn betrachten den Einsatz von Cannabis übrigens wesentlich lockerer. In den Niederlanden kann man in sogenannten Head-Shops oder Coffeeshops Marihuana (Hanf-Gras) oder Haschisch (Hanf-Harz) erwerben. Dort gilt Cannabis zwar grundsätzlich ebenfalls als illegale Droge, wird aber stillschweigend von den Behörden geduldet. Während man sich in Deutschland rein theoretisch nicht einmal mit 0 Gramm Cannabis erwischen lassen darf, ist in den Niederlanden eine geringe Menge bis zu 5 Gramm straffrei. Doch auch wenn das Gesetz in Deutschland eigentlich 0 Gramm zulässt, werden juristisch betrachtet auch bei uns geringfügige Mengen, die von Bundesland zu Bundesland etwas unterschiedlich aussehen, tolleriert.
Anbau von Hanf-Pflanzen im eigenen Garten
Das Anpflanzen von Hanf-Pflanzen im eigenen Garten, auf dem Balkon oder auch im eigenen Haus ist bei uns in Deutschland genauso verboten wie der Handel und der Besitz von Haschisch oder Marihuana. Nähere Informationen hierzu findest du unter anderem auf der Internetseite des Deutschen Hanfverbandes: Ist Hanfanbau in Deutschland erlaubt?
Die Einfuhr von Hanf-Samen aus Drittländern, z.B. aus den Niederlanden, ist zwar nicht grundsätzlich verboten, aber lizenzpflichtig. Mehr über die Ein- und Ausfuhrregelungen im Zusammenhang mit Hanf und Hanfsamen kannst du auf der Website der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung erfahren.
Hanfsamen zum Verspeisen
Sogenannten Speisehanf (Hanfsamen) kannst du ganz legal erwerben. Er besitzt eine hohe Nährstoffdichte, schmeckt leicht nussig und eignet sich prima zum täglichen Verzehr - egal ob du ihn über dein Müsli streust oder ähnlich wie Sesam beim Brotbacken verwendest. Hanfsamen haben KEINE berauschende Wirkung. Dafür kurbeln Hanfsamen auf sanfte Weise die Verdauung an.
Auch beim Kauf von Speisehanf wird dennoch darauf hingewiesen, dass diese Hanfsamen NICHT zur Aussaat verwendet werden dürfen ...
Hanf in der Mythologie und beim Totenfest
Hanf zählt neben Flachs und Leinen in der nordischen Mythologie zu den heiligen Pflanzen der Liebesgöttin Freya, die auch als Göttin der Ehe, der Fruchtbarkeit, des Frühlings und des Glücks im Allgemeinen gilt. Hanf war ihr wohl deswegen so wichtig, weil die weiblichen Blüten der Pflanze aphrodisierend wirken.
Aber auch bei den verschiedensten Totenfesten spielte Hanf stets eine große Rolle. Im chinesischen Pen T'sao, dem ältesten Kräuterbuch der Menschheit, heißt es beispielsweise, dass Hanf den Körper des Menschen leicht mache und ihn befähigen könne, mit Geistern zu reden. Selbst die Kleidung der Trauernden und des Toten bestand aus einem alten Brauchtum heraus aus Hanffasern. Hanffasern wurden auch in den Binden ägyptischer Mumien gefunden. Und auch die alten Reitervölker der eurasischen Steppe begleiteten mit Hilfe von schwelendem Hanfkraut ihre Toten eine kurze Strecke ins Jenseits. Bei den Balten und Slaven in Osteuropa wird auch heute noch traditionell eine Hanfsuppe aus Hanfsamen zu Totenfesten serviert. In Indien spielt Hanf ebenfalls eine Rolle während der Verbrennungszeremonie der Verstorbenen. Dort wird das Hanfkraut entweder geraucht oder in Form von Konfekt, das zusätzlich mit Pfeffer gewürzt ist, verspeist.
Hanf - Wirkung (Therapeutische Eigenschaften) |
» abführend (laxierend) |
» beruhigend (sedativ) |
» betäubend (anästhetisch) |
» blutdrucksenkend (hypotensiv) |
» entzündungshemmend (antiphlogistisch) |
» potenzsteigernd, erotisierend (aphrodisierend) |
» schlaffördernd |
» schmerzlindernd (schmerzstillend) (analgetisch) |
» stimmungsaufhellend (antidepressiv) |
» verdauungsfördernd |
Hanf hilft bei folgenden Krankheiten & Beschwerden |
» Bluthochdruck, Hoher Blutdruck |
» Depressionen, Melancholie, Verstimmungen, Schwermut |
» Gelenkentzündung, Gelenkschmerzen |
» Grüner Star |
» Regelschmerzen, Menstruationsbeschwerden |
» Rheuma |
» Schlafstörungen |
» Verstopfung |
Hildegard von Bingen zur Pflanze Hanf:
Der Hanf ist warm, und wenn die Luft weder sehr warm noch sehr kalt ist, wächst er, und so ist auch seine Natur, und sein Same enthält Heilkraft, und er ist für gesunde Menschen heilsam zu essen, und in ihrem Magen ist er leicht und nützlich, so dass er den Schleim einigermaßen aus dem Magen wegschafft, und er kann leicht verdaut werden, und er vermindert die üblen Säfte und macht die guten Säfte stark.
Aber wer im Kopfe krank ist und ein leeres Gehirn hat und (dann) Hanf isst, dem bereitet dies leicht etwas Schmerz im Kopf. Jenem aber, der einen gesunden Kopf hat und ein volles Gehirn im Kopf, dem schadet er nicht. Aber wer sehr krank ist, dem bereitet er im Magen etwas Schmerz. Jenem aber, der mäßig krank ist, schadet das Gegessene nicht.
Wer aber einen kalten Magen hat, der koche Hanf in Wasser und, nach dem Ausdrücken des Wassers, wickle er es in ein Tüchlein. Und er lege es so warm oft auf den Magen, und das stärkt ihn und bringt ihn wieder in seinen Zustand.
Ein auf Hanf gefertigtes Tuch ist gut zum Verbinden der Geschwüre und Wunden, weil die Wärme in ihm mäßig ist.
Blüte: | von Juni bis September |